Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und auch Wahlkämpfer werden immer häufiger Opfer von Attacken. Konfliktforscher stellen eine immer zahlreicher auftretende Verrohung der Gesellschaft fest. Dies äußert sich nicht immer automatisch in körperlichen Angriffen. Der Sprachgebrauch wird ebenso immer rauer, drohender und für manche auch beängstigend.
Das ist auch deutlich in der Verwaltung zu spüren. In Mails werden Mitarbeitende zum Beispiel als „ihr Vögel“ tituliert. Dabei gab es keinen Grund eine solche Formulierung zu wählen.
Wenn Mülltonnen von der beauftragten Firma nicht geleert wurden, dann heißt es schnell schon mal am Telefon: „Ich komme gleich vorbei und kippe Ihnen den Inhalt der Mülltonne auf den Schreibtisch!“ Man könnte meinen, dass der Anrufer den Mitarbeitenden auf dem Müllwagen gesehen hat, wie dieser absichtlich die Tonne des Beschwerdeführers nicht geleert hat. Doch das ist nicht der Fall. Der Zorn der Menschen richtet sich einfach gegen den- oder diejenige, der oder die gerade am Telefon sitzt. Dies sind nur einige wenige Beispiele der letzten Wochen.
„Wenn wir Fehler machen, dann räumen wir diese auch ein und sorgen für Abhilfe“, sagt Bürgermeister Camillo Garzen. Unsere Mitarbeitenden haben teilweise schon ein dickes Fell was die zum Teil üblen Schimpftiraden angeht die sie sich anhören müssen. Doch was zu viel ist – ist zu viel!“
In der vergangenen Woche schoss ein Bürger gleich mehrmals über das Ziel hinaus. Er ging in sozialen Netzwerken Mitarbeiter persönlich an und leistete sich anschließend noch einige andere Dinge. Diese führten dazu, dass Bürgermeister Garzen nun einen Strafantrag gegen den Mann unterschrieb. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass einige Menschen ihre Umwelt als Dartscheibe nutzen – offensichtlich ist für sie die Verwaltung das Bulls-Eye! Wir treten jeder Bürgerin und jedem Bürger sowohl sprachlich als auch schriftlich immer respektvoll entgegen. Darum glaube ich, dass meine Mitarbeitenden diesen Respekt genauso verdient haben. Für Fälle wie den aus der vergangenen Woche habe ich kein Verständnis. Darum werde ich auch in Zukunft Strafanträge stellen, um meine Kolleginnen und Kollegen vor Beleidigungen, Verunglimpfungen und anderen Repressionen zu schützen! Zu dem Fall aus der vergangenen Woche werden wir aus Rücksicht zu den betroffenen Personen keine weiteren Angaben machen. Trotzdem ist es uns wichtig das Thema in der Öffentlichkeit anzusprechen.“
Glücklicherweise ist der überwiegende Anteil der Kommunikation mit dem Rathaus von freundlichen Menschen bestimmt. Der raue Ton wird von den meisten Personen unserer Demokratie verurteilt. Dennoch ist er momentan nicht zu leugnen. (lü)